Weinanbaugebiet Bodensee

Deutschland, Österreich und die Schweiz verbinden nicht nur eine gemeinsame Sprache. In allen drei Ländern ist der Bodensee zugleich das jeweils größte Binnengewässer und alle drei Nationen betreiben Weinbau am Bodensee. Eigentlich hat es der Weinbau in solchen Höhenlagen eher schwer, immerhin liegt der Bodensee 395 m über dem Meeresspiegel und damit reichen die an ihn angrenzenden Weinberge bis über 500 m in die Höhe. Doch der Bodensee erzeugt mit seinen Wassermassen und der darin gespeicherten Wärme ein besonderes Klima, ähnlich wie es der westwärts gelegene Kaiserstuhl besitzt, der von einer warmen Luftströmung aus dem Mittelmeerraum profitiert.

Mit zusammen rund 1000 Hektar ist das Weinbaugebiet Bodensee im Vergleich zu anderen Anbaugebieten Deutschlands eher klein. Dafür kann es für sich beanspruchen, der Ursprungsort zweier sehr bekannter Weine zu sein. Zum einen der Müller-Thurgau sowie zum anderen der Spätburgunder. Beide Weine wurden hier erstmalig angebaut.

Alpenrhein, Bodensee und Hochrhein gehören zusammen

Natürlich sind die Weinlagen politisch getrennt, doch bei den wirklich wichtigen Dingen, die den Wein betreffen, gibt es viele Gemeinsamkeiten. Die wichtigste davon ist natürlich das Klima und die Beschaffenheit der Böden. Der Großraum des Weinanbaugebietes Bodensee, das südlich bis nach Liechtenstein reicht und nordwestlich bis in den Klettgau, besteht aus verschiedenen Bodenbeschaffenheiten. Rund um den Bodensee sind dies Verwitterungsböden, das Erbe der letzten Eiszeit, die selbst bei anhaltender Dürre immer Wasser führen. Nördlich des Bodensees, im Hegau, ragen uralte Vulkangipfel in die Höhe, deren Flanken aus verwittertem Vulkangestein bestehen, die dem Wein wichtige Mineralien zuführen. Dort, wo der Rhein den Bodensee wieder verlässt, sind es Schwemmsandböden, die dem Wein alles geben, was dieser für ein gutes Wachstum braucht.

Das Weinanbaugebiet Bodensee teilt sich in 6 Gebiete auf, in denen eigene Gewächse heranreifen, die eine jeweils typische Charakteristik besitzen. Nachfolgend die Gebiete, aufgeführt nach dem Verlauf des Rheines von den schweizer und österreichischen Alpen über den Bodensee bis zum Hochrhein.

Der „Superstar“ unter den Weinen des Bodenseegebietes ist der bereits erwähnte „Müller-Thurgau“.

Die weltweit erfolgreichste Neuzüchtung unter den Weißweinen

Der Kanton Thurgau, das ist das Gebiet des südlichen, schweizerischen Bodenseeufers. Hier, in dem romantischen Örtchen Tägerwilen, kam Hermann Müller im Jahr 1850 zur Welt. Rund 45 Jahre später kreuzte Müller die Rebsorten Riesling (Mutter) und Madeleine Royale (Vater), der Müller-Thurgau war geboren. Ganz so einfach war es jedoch nicht. Es dauerte Jahre und unzählige Kreuzungsversuche, bis eine Rebe entstand, die allen Anforderungen entsprach. Heute wird der Müller-Thurgau auf insgesamt fast 23.000 Hektar, davon etwa 11.000 Hektar in Deutschland, überall auf der Welt angebaut. Aus dem Müller-Thurgau sowie verschiedenen Kreuzungspartnern gingen wiederum etliche eigene Sorten hervor. Übrigens wird der Müller-Thurgau auch Rivaner genannt.

Weine aus dem Bodenseegebiet

Eine ganze Reihe eher kleinerer Weinbauern züchtet im Bodenseeraum eigene Weine, wobei das Schwergewicht auf den Burgundersorten liegt. Grau-, Weiß- und Blauburgunder sowie natürlich Müller-Thurgau und dessen Kreuzungen. Jedes Weingut der Region hat seinen eigenen Wein mit ganz persönlicher Note und alle durchzutesten, würde Jahre dauern, es wäre aber keine vergeudete Zeit, das ist sicher.

September 2023




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